Am Anfang war das Bier
Im Jahre 1870 begann die Geschichte der Schätzle AG - mit Bier! Der Lehrer Conrad Schätzle wechselte vom Schulzimmer in die Wirtshausstube und begann einen Handel mit Bieren der Basler Brauerei Warteck sowie ausländischen Spezialitäten. Im Sommer war dies mit den vielen Hotels in der Stadt ein lohnendes Geschäft. Im Winter gab es aber mit der mangelnden Nachfrage nach Bier ein grosses Loch in der Familienkasse. Um diesen Ausfall zu decken, begann Conrad Schätzle noch im selben Jahr mit dem Kohlehandel. Obwohl der Kohlenbedarf nur allmählich anstieg, entwickelte sich das Unternehmen erfreulich weiter, so dass zur Jahrhundertwende das bisherige Domizil zu klein wurde. Das neue Gebäude an der Güterstrasse, in der Nähe des Luzerner Bahnhofs, bot während Jahrzehnten genügend Platz für die kommende Entwicklung des Familienunternehmens.
Die Unternehmung wird zur AG
Für innovationsfreudige Unternehmer wehte um die Jahrhundertwende ein günstiger Wind. Der Sohn des Gründers, Alfred Schätzle-Haas, übernahm 1904 die Leitung des Unternehmens von seinem Vater Conrad und wusste die Gunst der Stunde zu nutzen. Er baute den Betrieb konsequent aus.
Mit neuen Ideen gründete er 1914 die Alfred Schätzle AG (Kohlenimport), eröffnete im selben Jahr eine Brikettfabrik und rief acht Jahre später die SEEKAG Seeverlad und Kieshandels AG (Baurohstoffhandel) ins Leben. Seine drei Söhne Walter, Hans und Alfred übernahmen das florierende Unternehmen kurz vor Beginn des Zweiten Weltkrieges. Sie hatten nun die schwierige Aufgabe das Unternehmen durch die aufkommende Wirtschaftskrise hindurch zu manövrieren und konnten dank ihrer langjährigen, im Betrieb erworbenen Erfahrung auch diese mächtige Klippe umschiffen.
Das AVIA Zeitalter beginnt
Nach dem Zweiten Weltkrieg gewann der Heizölverkauf immer mehr an Bedeutung. Die Alfred Schätzle AG sprang auf den fahrenden Zug auf und ersetzte den Kohle- mit dem Ölhandel. Mit ihm kam die Konkurrenz der grossen multinationalen Ölkonzerne aus dem Ausland. Um die Unabhängigkeit zu wahren, dem immer grösseren Druck des Preiswettbewerbs standzuhalten und trotzdem wettbewerbsfähig bleiben zu können, schloss sich der Familienbetrieb im Jahre 1948 der AVIA Vereinigung an. Ein weitsichtiger Entscheid, wie die erfolgreiche Entwicklung des Unternehmens bis heute eindrücklich beweist. Bereits zwei Jahre später eröffnete die Schätzle AG ihre erste Tankstelle in Luzern. Das Tankstellennetz weitete sich innert Jahren bedeutend aus. Um den Automobilmarkt zu erschliessen nahm die Firma 1957 auch den Handel mit Schmierstoffen auf. Zur gleichen Zeit trat Robert Schätzle als Vertreter der vierten Generation in die Firma ein.
Schätzle AG zum vierten...
Nach der Übergabe des Betriebs an die vierte Generation übernahmen die beiden Cousins Robert und Alfred Schätzle die Leitung. Zusammen bauten sie im Jahr 1971 die SEEKAG zu einem modernen, leistungsfähigen Werk für Fertigbeton aus und gründeten sechs Jahre später die Schätzle-Service AG, welche im Bereich Tanksanierungen und Tankrevisionen tätig war. Die Schätzle AG strebte konsequent eine Ausweitung und Konsolidierung ihrer Tätigkeiten an. Wichtige weitere Marksteine auf dem Weg zur heutigen Firmenstärke: u.a. die Beteiligung an der 1978 fertiggestellten Tankanlage in Rothenburg, die Eröffnung der ersten Self-Service-Station in Meggen zwei Jahre danach und natürlich die massgebliche Beteiligung an der Entwicklung von AVIAmat Mitte der achtziger Jahre.
Mit dem Bau und Bezug des neuen "AVIA Haus" an der Landenbergstrasse in Luzern wurde 1991 das Fundament für den Fortbestand der Familienunternehmung gelegt und die führende Stellung der Firma in der Energieversorgung der Zentralschweiz weiter ausgebaut. Als Präsident von AVIA International stellte Robert Schätzle von 1998 bis 2009 sein Wissen und seine langjährige Erfahrung auch den ausländischen AVIA Partnern zur Verfügung.
In der fünften und sechsten Generation
Mit der Beteiligung an der Regio Tank AG im Jahre 2008 wurde eine strategische Partnerschaft im Bereich Tankrevisionen eingegangen. Aufgrund der veränderten Marktgegebenheiten im Energiesektor arbeiteten die AVIA Firmen in der Zentralschweiz enger zusammen. 2011 fusionierten zwei dieser AVIA Firmen, die Balmer AG in Schüpfheim sowie die Binzegger AG in Zug, mit der Schätzle AG.
Im Zusammenhang mit der neuen Strategie übernahm die Schätzle AG 2015 die Aktienmehrheit der Burri & Lötscher AG in Meggen und erlangte damit den Zugang zur Sanitär- und Heizungsbranche. Anfangs 2017 wurden auch die beiden HLK-Firmen, die Eiholzer AG und die René Jambé AG hinzugewonnen. Die René Jambé AG wurde im Jahr 2022 in die Burri & Lötscher AG integriert, damit die Synergien besser genutzt werden können. Die Schätzle AG befindet sich in einem Transformationsprozess hin zu CO2-neutralen Energieträgern und zur Anbieterin von teilweise selbst produzierter CO2-neutraler Energie für Mobilität und Wärme in der Zentralschweiz.
Ende 2022 hat sich der Familienzweig Alfred Schätzle komplett aus dem Unternehmen zurückgezogen und hat die eigenen Anteile dem Familienzweig Robert Schätzle verkauft. Das Luzerner Familienunternehmen wird heute vom Familienzweig Robert Schätzle in fünfter Generation geführt. Urs Schmidli und Alexander Hophan als Mitglieder der Familie und Jean-Luc Bonjour und Alexander Streitzig bilden die Geschäftsleitung. Im Verwaltungsrat ist Corina Schwald-Schätzle als Mitglied der Familie vertreten. Der Verwaltungsrat setzt sich wie folgt zusammen: Franz-Peter Bissig (Präsident des Verwaltungsrates), Corina Schwald-Schätzle, Thomas Bornhauser und Claude Berthold. Bereits ist mit Alain Schwald auch die sechste Generation im Unternehmen vertreten und entwickelt dieses aktiv mit. Damit hat das Unternehmen einmal mehr ja gesagt zur Zukunft.
Die Schätzle Gruppe beschäftigt heute insgesamt rund 160 Mitarbeitende und gehört zu den führenden Energieversorgern der Zentralschweiz.